Bad Nenndorf: Ort der Vielfalt


Am 25.05.2009 zeichnete die Bundesregierung 93 Städte, Gemeinden und Kreise als ?Orte der Vielfalt? aus, darunter auch Bad Nenndorf.

Warum ist Bad Nenndorf ein Ort der Vielfalt?

In Bad Nenndorf sind in den vergangenen Jahren sogenannte Trauermärsche durchgeführt worden. Rechtsextreme reisen zu dieser Tagesveranstaltung seit Sommer 2006 an, um den Eindruck zu erwecken, die eigentlichen Gräueltaten des Zweiten Weltkrieges seien von den Alliierten begangen worden.

Die Stadt Bad Nenndorf ist eine weltoffene, tolerante Stadt mit einer demokratischen und solidarischen Gesellschaft. Seit über 222 Jahren sind Gäste, die durch unsere Naturheilmittel Schwefel, Moor und Sole Linderung oder Heilung erfahren, herzlich willkommen.

Wir wollen, dass sich alle Bürgerinnen und Bürger und alle Gäste von Bad Nenndorf ? gleich welcher Herkunft, Religion oder Nationalität ? in unserer Stadt wohlfühlen und frei und unbehelligt leben, lernen und arbeiten können. Mit unseren Partnerstädten Gdow (Polen) und Doudeville (Frankreich) verbindet uns seit Jahren eine internationale Freundschaft

Wenn Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Nationalität, Kultur oder sozialer Stellung angefeindet oder diskriminiert werden, verstößt das nicht nur gegen das Grundgesetz, sondern stört auch das friedliche Zusammenleben und schadet dem Wohl und Ansehen der Stadt Bad Nenndorf. Gewalt und Extremismus lehnen wir grundsätzlich ab: „An jedem Tag des Jahres!“

Mit dem Bündnis ?Bad Nenndorf ist bunt?, Kirchen, Schulen, Politik, Gewerkschaften, Mitarbeitende in sozialen Einrichtungen, Vereinen, Verbänden und der interessierten Öffentlichkeit auch aus der Nachbarschaft erfolgt eine klare Positionierung aller Kräfte für Vielfalt und Toleranz:

Wir wollen nicht zulassen, dass Bad Nenndorf von rechtsextremen, fremden- und ausländerfeindlichen Organisationen und Personen als Veranstaltungsort missbraucht und für Aktivitäten genutzt wird, die gegen die Demokratie und Menschenwürde gerichtet sind.

Bad Nenndorf muss eine Stadt der Demokratie und Toleranz bleiben. In ihr haben Feinde der Demokratie keinen Platz!

Hintergundinformationen:

Erklärung für Vielfalt, Toleranz und Demokratie im Rahmen der
bundesweiten Initiative ?Orte der Vielfalt?

Bad Nenndorf erklärt sich bereit, einen aktiven Beitrag zur Stärkung von Vielfalt, Toleranz und Demokratie und zur Bekämpfung von Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus zu leisten. Leitziele ihres Handelns sind dabei:

? das Einstehen für und die Förderung von demokratischen Werten und Toleranz;
? die Förderung von sozialem Engagement;
? das entschlossene Handeln gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus
und damit zusammenhängende Gewalt;
? die Vernetzung und Zusammenarbeit mit den demokratischen Kräften vor Ort;
? die soziale und emotionale Stärkung junger Menschen mit dem Ziel, sie gegen Rechtsextremismus,
Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus zu wappnen.

I. Qualifizierung und Unterstützung von Akteuren mit Vorbildfunktion

Lokale Mandatsträger und Verantwortliche in demokratischen Parteien, Vertreterinnen
und Vertreter der kommunalen Verwaltung, demokratische Organisationen der Zivilgesellschaft
sowie die Vertreterinnen und Vertreter der lokalen Wirtschaft sind Vorbilder bei der
Bekämpfung von Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus und beim
Einsatz für Vielfalt, Toleranz und Demokratie. Sie stellen sich rechtsextremistischen, fremdenfeindlichenund antisemitischen Einflüssen wirksam entgegen.

Bad Nenndorf unterstützt sie dabei. Dazu können folgende Maßnahmen beitragen:

? Information der kommunalen Mandatsträger sowie der Multiplikatorinnen und Multiplikatoren
aus den vor Ort ansässigen demokratischen Organisationen der Zivilgesellschaft,
damit sie die Auseinandersetzung mit rechtsextremistischen Parolen und Geschichtsverfälschungen
aufnehmen und entsprechenden Tendenzen in der Bevölkerung so früh wie
möglich entgegentreten können;

? Begleitung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im kompetenten Umgang mit rechtsextremistischen
Phänomenen und Unterstützung bei den dabei auftretenden Konflikten
und Interessenkollisionen;

? Aufforderungen an die lokale Wirtschaft, dafür zu sorgen, dass in den Betrieben die
Vielfalt der Belegschaften gefördert und rechtsextremistisches, fremdenfeindliches und
antisemitisches Gedankengut am Arbeitsplatz keinen Raum findet.

II. Zusammenarbeit mit den gesellschaftlichen demokratischen Kräften vor Ort

Bad Nenndorf arbeitet eng mit den Sicherheitsbehörden und den demokratischen Kräften vor Ort zusammen ? insbesondere Initiativen und Organisationen der Zivilgesellschaft, politischen Parteien, der lokalen Wirtschaft und Gewerkschaften, lokalen Medien, Kirchen und Religionsgemeinschaften,
Sportvereinen und -verbänden ? und unterstützt diese in ihren Initiativen für Vielfalt, Toleranz
und Demokratie und gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus.
Hierzu können folgende Maßnahmen beitragen:

? Unterstützung der Sicherheitsbehörden bei Maßnahmen der Information und Aufklärung
von Lehrerinnen und Lehrern, Schülerinnen und Schülern und Eltern über Erscheinungsformen
des Rechtsextremismus sowie effektive Gegenstrategien;

? Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbehörden mit dem Ziel gegenseitiger Information
bei Vorliegen spezieller Erkenntnisse über die rechtsextremistische Szene (z. B. öffentliche
Treffpunkte der Szene);

? Unterstützung von Initiativen und Organisationen der Zivilgesellschaft, insbesondere
auch von Zugewanderten, sowie politischer Parteien, Gewerkschaften und der lokalen
Wirtschaft in ihrer Präventionsarbeit gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit
und Antisemitismus und Einbindung in kommunale Aktionsbündnisse.

III. Förderung der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen

Offenheit und Neugier, Konfliktfähigkeit, ein angemessenes Selbstwertgefühl und emotionale
Ausgeglichenheit sind Kompetenzen, die Kinder und Jugendliche gegen Rechtsextremismus,
Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus wappnen.

Bad Nenndorf fördert diese sozialen und emotionalen Kompetenzen so früh wie möglich. Dazu können folgende Maßnahmen beitragen:

? Altersadäquate Vermittlung von Toleranz im Umgang miteinander bereits in der frühkindlichen
Erziehung. Entsprechende Qualifizierungsangebote sollten sowohl für Erzieherinnen
und Erzieher in Kindertageseinrichtungen als auch für Mütter und Väter bereitgestellt
werden.

? Anregung, dass politische und historische Bildung, die Erziehung zu Demokratie und
Toleranz, das Kennenlernen anderer Kulturen und Religionen, die Förderung des Miteinanders
unter Schülerinnen und Schülern sowie die Vermittlung von Abwehrstrategien
gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit zentrale Inhalte außerunterrichtlicher
Angebote sind.

? In Zusammenarbeit mit den demokratischen Parteien, Gewerkschaften, der lokalen
Wirtschaft, den Kirchen und Religionsgemeinschaften, Jugendorganisationen, Sportverbänden
sowie weiteren Initiativen der Zivilgesellschaft dafür Sorge tragen, dass Kinder
und Jugendliche vor Ort vielfältige Möglichkeiten zur abwechslungsreichen Freizeitgestaltung
und zum demokratischen gesellschaftlichen Engagement vorfinden und nicht
den Lockangeboten von rechtsextremistischen Organisationen und Parteien überlassen
werden.

Bericht aus der sz/lz vom 26.05.2009