Der Traum von einem anderen Deutschland

                  Der Traum von einem anderen Deutschland
                     Im Schatten von morgen 1923 -1938

Im Deutschland der Weimarer Republik wachsen ab Ende der 1920er Jahre immer mehr
Zweifel am System, die Inflation als Folge des 1. Weltkrieges hat eine gründliche
Verunsicherung und Verelendung der Bevölkerung bewirkt. In dieser Zeit schreibt der
Schriftsteller und unerbittliche Beobachter Theodor Haecker „Daß eine bestimmte Art
Kapitalismus eine himmelschreiende Sünde ist… Aber die ‚Christenheit‘ hat sich darum nicht
gekümmert.“ Er sieht, daß das Chaos seiner Zeit die Folge einer falschen Freiheit ist und weiß,
daß jeder Revolution von unten eine Schuld von oben vorangegangen ist. Der Herausgeber der
katholischen Zeitschrift „Hochland“ Carl Muth sieht ab Anfang der 1930er Jahre eine
Radikalisierung im sozialen Denken breitester Schichten.
In dieser Atmosphäre wachsen die Kinder Familie Scholl auf, ebenso wie ihre späteren Freunde
der Familien Graf, Probst und Schmorell. Bald werden auch sie als Jugendliche in den Sog der
Nazizeit gezogen, Hans Scholl wird Mitglied der HJ und ist delegiert zum Reichsparteitag in
Nürnberg 1935, Sophie Mitglied beim BDM. Es dauert aber nicht lange, da ecken sie mit ihrem
Freiheitsbedürfnis an und bekommen Probleme mit dem NS-Staat.

                           Sag nicht es ist für's Vaterland 1939-40

Am 1. September 1939 überfällt Hitlerdeutschland Polen und löst damit den 2. Weltkrieg aus.
„Ich kann es nicht begreifen, daß nun dauernd Menschen in Lebensgefahr gebracht werden von
anderen Menschen… Sag nicht, es ist für’s Vaterland“ schreibt Sophie Scholl am 5.9.1939 an
ihren Freund Fritz Hartnagel. Theodor Haecker beginnt um diese Zeit trotz Schreibverbot mit
Tagebuchaufzeichnungen, die er vor der Gestapo versteckt. Er notiert im Mai 1940 „Am
deutschen Wesen soll die Welt genesen… das ist ernst gemeint. Sie werden ein moralisches,
religiöses und übrigens auch materielles Elend über die Welt bringen, das wir auch nur schwer
erahnen können.“
Beim Medizinstudium in München lernen sich Alexander Schmorell, Willi Graf und Hans Scholl
und später Christoph Probst kennen. Sie müssen 1940 als Soldaten in den Krieg ziehen.

                                   Die Stunde des Bösen 1941

Schnell haben die Freunde erkannt, daß der Krieg ein namenloses Elend ist und man gegen ihn
kämpfen muß. Zurück von der Front in München dürfen sie ihr Medizinstudium fortsetzen.
Hans Scholl lernt Carl Muth und Theodor Haecker kennen und hält sich oft in Muths Haus auf.

                              Einen Weg sehen aus dem Dunkel 1942

Sophie Scholl beginnt ihr Studium in München und lernt die Freunde ihres Bruders kennen. Im
Sommer werden Alexander Schmorell, Willi Graf und Hans Scholl zu einer ‚Frontfamulatur‘ an
die Ostfront abkommandiert. Hier erleben sie noch einmal hautnah den Wahnsinn des Krieges.
Nach ihrer Rückkehr fassen sie den Entschluß mit Flugblättern das deutsche Volk aufzurütteln.
So entstehen die Flugblätter 1 bis 4 und werden verteilt. Sophie wohnt zu dieser Zeit bei Carl
Muth, später bei ihrem Bruder und wird in die Pläne eingeweiht.

                                   Der Stein kommt ins Rollen 1943

Unter den Eindruck der Katastrophe von Stalingrad wird Januar das 5. Flugblatt abgefasst. Im
Lichthof der Universität werden Hans und Sophie Scholl beim Auslegen der Flugblätter am
18.2. verhaftet, wenig später Alexander Schmorell, Willi Graf und Christoph Probst. Vier Tage
später ist die Hinrichtung. Schmorell wird im Juli und Graf im Oktober ermordet.

                                Ihr Geist lebt trotzdem weiter 1944-45

Hans Leipelt und Marie-Luise Jahn setzen diese Überschrift nach der Verhaftung von Hans und
Sophie Scholl über das 6. Flugblatt und verbreiten es. Im Oktober 1944 wird Leipelt bei einer
Geldsammlung für die Hinterbliebenen denunziert und verhaftet. Im Januar 1945 wird er
ebenfalls hingerichtet. Seine Verlobte überlebt den Krieg.

                                           Voll Willens zum Guten

In diesem Ausstellungsteil sind die Biografien der Beteiligten versammelt. „Es mag Zeiten
geben, in denen wir machtlos sind, um Ungerechtigkeiten vorzubeugen. Aber es darf nie eine
Zeit geben, wo wir nicht protestieren.“ schreibt Elie Wiesel 1967 und meint vielleicht auch die
jungen Leute der Weißen Rose.
Die Ausstellung wird präsentiert von
Bad Nenndorf ist bunt –
Bündnis gegen Rechtsextremismus e.V.
Die pandemiebedingten Regeln finden Anwendung!

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