Nächste Schweinerei im Postkasten


Autor:Guido Scholl

Die Jüdische Gemeinde ist erneut das Opfer eines Provokationsversuchs geworden. Nachdem zum Auftakt des Hanukkah-Festes bereits Würstchen aus Schweinefleisch im Briefkasten der Gruppe steckten (wir berichteten), landete dort einige Tage später eine Bregenwurst – ebenfalls ein Schweinefleischprodukt.

Bei der ersten Attacke mit dem für Juden unreinen Lebensmittel hatte der Vorstand der Gemeinde noch von einer Anzeige abgesehen, weil trotz des wahrscheinlich unfreundlichen Hintergrunds von einer Einzeltat ausgegangen wurde. Doch der Wiederholungsfall ließ bei den Verantwortlichen und auch im Umfeld von Bad Nenndorf ist bunt die Alarmglocken schrillen – was, wenn jetzt regelmäßig derartige Unverschämtheiten passieren?

Die Polizei nahm den Vorgang auf und reichte ihn laut Angaben von Pressesprecher Axel Bergmann nach einer ersten Prüfung an den in Nienburg ansässigen Staatsschutz weiter. Was nun unternommen wird, ist noch offen. Das Nienburger Kommissariat bewertet zunächst einmal, ob die Provokation der Jüdischen Gemeinde ein verfassungsfeindliches Delikt darstellt. Anschließend werde die Sache an die Staatsanwaltschaft in Bückeburg weitergegeben, die die strafrechtlichen Aspekte abklopft.

Doch selbst wenn es sich nicht um einen Straftatbestand handeln sollte, ist für Bergmann eines klar: „So etwas macht man nicht. Das ist ekelig und moralisch verwerflich.“ Auch er selbst als Christ, der Schweinefleisch nicht aus religiösen Gründen ablehnt, möchte nicht, dass ihm jemand Wurst in den Briefkasten stopft. „Da gehört die Post rein und sonst gar nichts – keine Böller, keine Nahrungsmittel oder sonst was“, sagt Bergmann. Dennoch mag er nicht prognostizieren, wie die strafrechtliche Bewertung ausfällt.

Ob es sich um eine zweite Tat desselben Verantwortlichen handelt, sei unklar. Es könne auch ein Trittbrettfahrer am Werke gewesen sein, der die Nachricht über den ersten Vorfall in dieser Zeitung gelesen hatte. Diesmal soll auch eine Tüte mit einem Bleistift und einem Reißnagel im Briefkasten der Gemeinde gelegen haben, was der Polizeisprecher aber nicht kommentieren wollte.

Der Vorsitzende von Bad Nenndorf ist bunt, Jürgen Uebel, ist besorgt angesichts der Entwicklung. Er wisse, wie problematisch der Umgang mit Schweinefleisch für Menschen jüdischen Glaubens ist. Er hoffe, dass sich so etwas nicht noch einmal wiederholt.

Bericht aus der sz/lz vom 04.01.2017 Autor Guido Scholl