1300 Menschen demonstrieren gegen Junge Alternative


Die Junge Alternative, die Nachwuchsorganisation der AfD, hat am Sonntag ihren Bundeskongress in Barsinghausen abgehalten. Bis zu 1300 Menschen zogen in einer Gegendemo durch die Stadt. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz.

Mehr als 1000 Menschen haben am Sonntag friedlich gegen den Bundeskongress der Jungen Alternative protestiert. Quelle: Christian Elsner

Barsinghausen

Die AfD-Nachwuchsorganisation Junge Alternative (JA) hat am Sonntag in Barsinghausen ihren Bundeskongress abgehalten. Die Zusammenkunft im Zechensaal fand unter großen Protesten statt: Bis zu 1300 Menschen zogen demonstrierend durch die Stadt, das Bündnis Barsinghausen ist bunt, linke Gruppen und weitere Organisationen hatte dazu aufgerufen. „Die Teilnehmerzahl ist überwältigend“, sagte Bündnissprecherin Sybille Bruchmann-Busse nach der Kundgebung. „Wir verteidigen Verfassung und Vielfalt unserer Gesellschaft.“

„Ich bin gegen jegliche Art von Extremismus“, begründete beispielsweise Annika Lorenz (34) ihre Teilnahme. „Wir sind bunt statt braun.“ Ruth Rabe kam extra aus Rodenberg, um sich dem Protest gegen Rechts anzuschließen. „Für die Demokratie dürfen wir nicht nur zu Hause sitzen“, sagte die 55-Jährige, „wir müssen alle gemeinsam aufstehen.“ Die hohe Teilnehmerzahl zeige laut Andre Palenzuela, „wie wichtig es den Menschen ist, Farbe zu bekennen“. Willi Winter wollte ein Zeichen gegen Ausgrenzung und Spaltung setzen. „AfD und Junge Alternative sind Synonyme dafür“, sagte der 59-Jährige.

Auf dem JA-Bundeskongress wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit die Auflösung des Landesverbandes Niedersachsen beschlossen, der des Bremer Landesverbandes vertagt. Der Verfassungsschutz beobachtet sie seit September. Laut Polizei nahm auch AfD-Bundestagsfraktionschef Alexander Gauland teil. Beim vergangenen JA-Bundeskongress im Sommer nannte er den Nationalsozialismus einen „Vogelschiss“ in der deutschen Geschichte. Ein Demonstrant nahm darauf mit seinem Plakat Bezug: „Euch hat ein Vogel aufs Parteiprogramm geschissen“, schrieb er.

„Wir dürfen der menschenverachtenden Ideologie keine Bühne und keinen Raum geben“, sagte Timon Dzienus, Sprecher der Grünen Jugend Niedersachsen. „Wir müssen den Rechtsruck aufhalten.“ Stefan Kühl, Pastor aus Egestorf, nannte AfD, Junge Alternative und Identitäre Bewegung in seiner Rede „Menschenfeinde“. Laut dem SPD-Bundestagsabgeordneten Matthias Miersch sei die Auflösung des Landesverbandes bloß der Versuch, um dem Verfassungsschutz zu entgehen. „Wir sind gefährdet und müssen unsere Demokratie jede Minute verteidigen.“

Die Polizei sicherte den Bundeskongress mit einem Großaufgebot ab, seit den frühen Morgenstunden waren Hundertschaften im Einsatz. Zudem wurde die Reiterstaffel nach Barsinghausen verlegt, dazu zwei Wasserwerfer und ein Gefangenentransporter – letztere kamen aber nicht zum Einsatz. „Es kam zu keinen nennenswerten Vorkommnissen“, sagte Einsatzleiter Ulrich Knappe. Der Zechensaal selbst stand bereits seit Donnerstag unter Polizeischutz, damit der Veranstaltungsort im Vorfeld nicht attackiert werden konnte.

Lediglich am Rande der zweiten, deutlich kleineren Protestaktion ab 13 Uhr gab es ein kurzes Geplänkel zwischen Demonstranten und Polizei. Rund 80 Menschen blockierten minutenlang die Egestorfer Straße am Abzweig zum Zechengelände – eigentlich sollten sie sich auf dem Seitenstreifen aufreihen. Außerdem entschlossen sie sich anschließend kurzerhand, zum Bahnhof zu ziehen. Um 14.30 Uhr war alles beendet. „Der Verlauf war friedlich“, sagte Einsatzleiter Knappe.

AfD schließt niedersächsische Jugendorganisation aus

Die AfD versucht mit allen Mitteln, einer Beobachtung durch den Verfassungsschutz zu entgehen. Am Sonntag beschloss der Bundesverband der AfD-Jugendorganisation „Junge Alternative“ bei einer Versammlung in Barsinghausen, den Landesverband Niedersachsen auszuschließen. Mehr zum Thema lesen Sie hier.

Bericht aus den Schaumburger Nachrichten vom 07.11.2018