Fazit 2.11.13
Allen
TeilnehmerInnen am „Zug der Erinnerung“ und an den Kundgebungen am
2.11.13 sei hiermit herzlich gedankt! Ebenfalls bedanken wir uns bei den
RednerInnen und MusikerInnen und bei Radio Flora! Von vielen Seiten
haben wir Unterstützung erfahren, etliche riefen an oder schrieben Mails
und fragten, wie sie beim Protest gegen den „Wiederholungsmarsch “ in
Bad Nenndorf helfen können.
Wir hatten 10 Tage Zeit, auf die
erneute Provokation der Neonazis zu reagieren, und obwohl viele die
Radio – und Zeitungsmeldungen vom 1.November („NPD hat ihre Kundgebung
abgesagt“) so missverstanden haben, daß „die Nazis“ insgesamt wegbleiben
-was eher demobilisierend wirkte – gingen etwa 500 antifaschistisch
eingestellte Menschen am 2.11. in Bad Nenndorf auf die Straße, um zu
demonstrieren ! Etwa 350 begleiteten den „Zug der Erinnerung“ entlang
der Gedenkorte bis zur Jüdischen Gemeinde, wo gegen 13.30 Uhr noch
einmal 150 dazukamen. Bei Beginn der Kundgebung der Nazis am Wincklerbad
gegen 14.30 Uhr setzten sich viele in Richtung Wincklerbad in Bewegung,
um den Neofaschisten ihre Ablehnung laut und deutlich mitzuteilen. Die
Polizei versuchte das durch weiträumige Absperrungen und rigoroses
Durchlassverbot zu verhindern. So wurde den Gästen einer privaten
Geburtstagsfeier in der Nähe des Wincklerbades bereits ab 13.30 Uhr der
Zugang zu dieser Feier verweigert und den Gastgeberinnen gedroht, die
bereitstehenden Lautsprecher zu beschlagnahmen oder ersatzweise die
Kabel durchzuschneiden -letzteres geschah dann auch, als während der
Hetzreden der Neonazis plötzlich das „Lied der Schlümpfe“ ertönte. Als
die Truppe von lediglich 57 „letzten anständigen Deutschen“ dann nach 16
Uhr Richtung Bahnhof abgezogen war unter hundertfachen „Nazis raus!“-
und „Haut ab!“- Rufen, versammelten wir uns noch einmal kurz vorm
Wincklerbad.
Dieses Szenario hatten Polizei und
Genehmigungsbehörde so vorgesehen, wohl aus der Befürchtung heraus, die
Nazis würden in kurzen Abständen wieder nach BN kommen, wenn sie
abermals nicht an ihren „heiligen Platz“ vorm Wincklerbad gelangen. Den
entsprechenden Bescheid des Landkreises erhielten wir am Donnerstag
(31.10.) mittag – am Abend zuvor hatte der Pressesprecher des
Landkreises diese zweifelhafte Entscheidung bereits der Presse
mitgeteilt! Daraufhin gaben wir folgende Erklärung ab : „Wir
protestieren gegen die Behandlung des demokratischen Protestes ! Das
sogenannte Gedenkbündnis hat in den letzten 8 Jahren ausreichend seine
Gewaltbereitschaft, seinen Antisemitismus , seine Verachtung der
Demokratie und seine kriminelle Energie unter Beweis gestellt. Nun
diesen zuletzt im August 2013 unter „BRD-Judenstaat!“ abrückenden
Krawallbrüdern den Platz vorm Wincklerbad zu gewähren und die Demokraten
solange auszusperren, ist ein Schlag ins Gesicht. Rechtliche Schritte
behalten wir uns vor, allerdings ist aufgrund der Kürze der
verbleibenden Zeit damit zu rechnen, daß ein Gericht allein nach
Aktenlage entscheidet, eine Anhörung gar nicht mehr möglich ist. Wir
prüfen eine Klage im Hauptsacheverfahren, dh im Nachhinein, und
konzentrieren uns jetzt voll und ganz auf den 2.11., an dem der „Zug der
Erinnerung“ in Bad Nenndorf an verschiedenen Stationen (siehe
Demoaufruf) die Verbindung vom Terror vor 75 Jahren zu den
gesellschaftlichen Aufgaben heute aufzeigt. Wir werden mit vielen
Kräften der Zivilgesellschaft aus Bad Nenndorf, Schaumburg und
Niedersachsen zeigen: Hier und anderswo haben Neonazis mit ihrer
menschenverachtenden Propaganda nichts zu suchen! Nicht am 3.8. und
nicht am 2.11.! Wir stehen für eine weltoffene, demokratische und
solidarische Gesellschaft!
Für das faschistische
„Gedenkbündnis“ und ihre Helfer von der Partei „Die Rechte“ (OV
Dortmund) war der „Gedenkmarsch “ vom 2. November 2013 wohl der größte
Reinfall seit Beginn dieser traurigen Märsche im Jahre 2006. Angetreten
mit der Absicht, einen Nachfolger für die damals verbotenen „Rudolf –
Heß – Gedenkmärsche“ zu erfinden, meldeten sie 2006 den „Trauermarsch“
in Bad Nenndorf für die nächsten 5 Jahre an. Durch die Anfangserfolge
übermütig geworden (die Teilnehmerzahlen waren von 100 in 2006 auf über
400 in 2008 gestiegen), meldete Mathias Schultz aus Verden Anfang 2009
die Veranstaltung „Trauermarsch“ für jedes 1. Wochende im August bis zum
Jahre 2030 an. Nun sollte es also der große Wurf werden, das
„Jahrzehnteprojekt“!
Als 2010 ein Oberverwaltungsgericht den
Nazis ihre Demonstration erlaubte und die Gegendemo von DGB und BNib
verbot, bei diesem „Trauermarsch“ dann knapp 1000 Faschisten und ihr
bedauernswerter Nachwuchs durch unsere Stadt stolzierten, da wähnte man
sich wohl bereits am Vorabend der heißersehnten „Nationalen Revolution“.
Allerdings platzte in diesem Jahr auch sehr vielen Nenndorfern und
Schaumburgern der Kragen ganz gehörig, und sie nahmen die
Herausforderung endgültig an. Seitdem wird mit vielen Antifaschisten und
Demokraten gemeinsam an einem Strick gezogen, der die Kuh
„Trauermärsche“ so langsam vom Eis zieht. Da hilft es auch nichts, sich
von Jahr zu Jahr umzubenennen : aus „Trauermärschen“ wurden
„Ehrenmärsche“, dann ein Gedenkmarsch – es ist ja doch immer wieder die
gleiche nationalsozialistische Gülle, die uns hier vorgesetzt werden
soll! Den immer entschiedeneren Widerstand, auch aus der Stadt selbst
heraus, quittierten die „Kameraden“ mit Fernbleiben: 660 „Aufrechte“ in
2011 , 465 in 2012, 300 am 3.8.2013 – und nun 57 „deutsche Männer und
Frauen“ beim „Gedenkmarsch“ am 2.11.2013 versuchen uns mit ihrer
ekelhaften Anwesenheit zu erpressen, ihre „Forderungen“ zu erfüllen.
Wenn es nicht so traurig und teuer wäre, könnte man sich vor Lachen
zerlegen! In den eigenen Reihen (Kommentar auf der Hetz-Plattform
„Altermedia“) wird das folgendermassen bewertet :
„Mal ganz im
Ernst: Ist es zielführend, die Gegenproteste als „Waterloo“ zu
bezeichnen, wenn man selbst mit lediglich 60 Kameraden vor Ort war?
Kann man bei bundesweiter Mobilisierung und 60 Teilnehmern noch von würdevoll reden?
Die Erklärung „regional“ und „kurzfristig“ kann ich an dieser Stelle nicht nachvollziehen.
Ich betone ausdrücklich, daß sich die Kritik an den Artikelinhalt und
nicht an die Organisatoren und die Teilnehmer richtet. Diesen ist für
ihren unermüdlichen Einsatz zweifellos zu danken. Dennoch ist doch
offenbar ein Punkt erreicht, an dem Mobilisierung nicht mehr
funktioniert bzw. von den Leuten nicht mehr angenommen wird.“
„Ach, wenn doch diesmal a‘ Einsehn wär!“ möchte man da mit
Ambros/Tauchen/Prokopetz („Der Watzmann ruft“) sagen, wie es die Mägde
in dem Musical-Rustikal tun.
„Einsehn? Der Berg der kennt koa Einsehn net!“ ist die Antwort des Bergbauern. Ob das beim Neonazi anders ist?
Die Menschen in Bad Nenndorf, Schaumburg und Niedersachsen jedenfalls
haben ihre Lektion gelernt, und jeder weitere Versuch von Nazis, sich
hier unbeliebt zu machen, wird auf erprobte Strukturen und entschlossene
Demokraten stossen.
„Nazi be clever – stay away forever!“
Hier ein Video zum 2.11.13 :
Bad Nenndorf wehrt sich gegen Rechtsradikale
Und hier Fotos der „letzten anständigen Deutschen“ :
02.11.2013: Kundgebung und Aufmarsch in Bad Nenndorf
Vielen Dank an alle Unterstützerinnen und Unterstützer
Kommentar von unserer Facebookseite:
„Franklynn Brautkleid
Ich freue mich diebisch, das dieser Zug der Erinnerung ein Erfolg ist
und es wieder Gezeigt hat: Bad Nenndorf ist bunt!!! Die Gastfreundschaft
der Jüdischen Gemeinde war beispielhaft! Ich freute mich auch darüber
einige sehr gute Gespräche gehabt zu haben! ! Mir hat natürlich auch
sehr gut gefallen, das nur schlappe 60 braune gegen, weit mehr als 350
Demokraten sich recht mickrig ausnehmen!! Ich freue mich in einer Stadt
zu wohnen wo Rechts nur Rand- Erscheinung ist! Liebe Grüße an alle
Demokraten Und meine ausdrücklich Schlechten wünsche an die Braune Brut
Franklynn“
Dem gibt es fast nichts hinzuzufügen. Bis auf:
Vielen, vielen Dank an alle Unterstützerinnen und Unterstützer!!
Kommt alle gut wieder zurück. BNib wünscht noch ein schönes, neonazifreies Wochenende!!
Nachtrag vom 03.11.2013:
Wir
konnten heute auf Einladungen einen Infotisch auf der Gesundheitsmesse
in Bad Nenndorf machen. Einen ganzen wundervollen Tag lang tolle
Gespräche und sehr viel Zustimmung.
Wie versprochen folgt
gleich der Link zu unseren Fotoalben auf Facebook. Dazu braucht man
nicht bei Facebook angemeldet zu sein, jeder kann die Bilder anschauen.
Vorher noch ein kurzer Hinweis. Eine Besucherin aus der Bad Eilsen
erzählte davon, dass dort das Gerücht umgeht, dass bei uns in Bad
Nenndorf linksextreme Akteure im Vorfeld der Gegenveranstaltungen für
viel Ärger gesorgt hätten, bis hin zu Bombendrohungen. Dieses Gerücht
stimmt definitiv nicht! Es gab weder Gewaltaktionen noch Bombendrohungen
in und um Bad Nenndorf herum.
So, hier nun der Link. Viel Spaß beim Anschauen!
BNib Fotoalben auf Facebook
Danke an alle, die sich heute bei uns informierten, wie es gestern
gelaufen ist. Danke auch an die Veranstalter der Gesundheitsmesse, für
die freundliche Einladung! Mancher denkt jetzt vielleicht, wie passt Bad
Nenndorf ist bunt zu einer Gesundheitsmesse? Der Veranstalter hat mir
das heute folgendermaßen erklärt: „Wir möchten zeigen, dass die
Unternehmer hinter Bad Nenndorf ist bunt, stehen.“ Diese Unterstützung tut unheimlich gut!
BNib – Birgit Kramp
Zug der Erinnerung – Kein Platz für Neonazis!


radio flora berichtet am 03.08. live aus Bad Nenndorf!

Bad Nenndorf 3.August – Bürgerbündnis demonstriert vor dem Wincklerbad
Erneut haben in diesem Neonazis einen sogenannten ?Trauermarsch? für
den 3. August in Bad Nenndorf angemeldet, und das Bad Nenndorf ist bunt
organisiert wieder bunte Proteste dagegen. Diesmal hat das Bündnis die
Abschlusskundgebung direkt vor dem Wincklerbad in der Bahnhofstr.
angemeldet ? und die Versammlungsbehörde hat nach langen Gesprächen mit
den verschiedenen Anmeldern diese Anmeldung heute per Bescheid
bestätigt. ?Nach sieben Jahren, in denen der Bad Nenndorfer
Öffentlichkeit der Zugang zur Bahnhofstrasse am ersten Samstag im August
versperrt war, können sie sich dort wieder ungehindert bewegen?,
kommentiert Anmelder Steffen Holz vom DGB diese Entscheidung. Dies sei
ein wichtiges Zwischenergebnis auf dem Weg, den mühsam verkleideten
Heldengedenktagen der Nazis in Bad Nenndorf ein politisches Ende zu
setzen.
Zwar haben die Nazis angekündigt, vor Gericht gegen
diese Entscheidung anzugehen, aber Holz ist zuversichtlich, dass sie
dort scheitern werden: ?Es gibt kein Grundrecht, dass den Nazis für
Jahrzehnte zubilligt, immer an gleichem Ort zur selben Stunde
demonstrieren zu dürfen.? Damit sei es gelungen, dem Konzept der
Besetzung öffentlicher Räume durch die Nazis in Bad Nenndorf Paroli zu
bieten. Es sei eine lange praktizierte Methode der Nazis, repräsentative
Plätze und Strassen zunächst zeitweise und bei fehlendem Widerstand
dauerhaft zu besetzen, um sie später zu ?befreiten Zonen? zu erklären,
die von politischen Gegnern, Menschen anderer Hautfarbe oder anderen
Glaubens nicht ohne Gefahr um Gesundheit oder Leben mehr betreten werden
können.
Auf das Nenndorfer Bündnis und den DGB kommen jetzt
allerdings zusätzliche organisatorische Aufgaben zu. ?Wir können die
TeilnehmerInnen unserer Kundgebung ja nicht stundenlang und
ununterbrochen mit politischen Reden beschallen. Darum suchen wir jetzt
nach Musikern, Theaterleuten und anderen Beiträgen, die die
Veranstaltung in der von Bad Nenndorf ist bunt gewohnten Weise
auflockern. Ein großer Teil ist schon erledigt, jetzt kommt der
Feinschliff,? erklärte Holz abschliessend.
Propagandafeiern der Neonazis und Rechtsextremisten entgegentreten
