Jüdische Gemeinde feiert 16. Kulturtag in der Wandelhalle: Warnungen vor rechtsextremen Tendenzen


Auf eine bewegende und erfolgreiche Zeit kann die jüdische Gemeinde in Bad Nenndorf zurückblicken. Anlässlich des 16. Kulturtages waren viele Mitglieder und auch Gäste in der Wandelhalle zusammen gekommen. Aber auch kritische Worte gegen rechtsextreme Tendenzen blieben nicht aus. 

Gemeindemitglieder und Gäste feiern den Kulturtag der jüdischen Gemeinde in der Wandelhalle.  Quelle: col

Bad Nenndorf

Anlässlich ihres mittlerweile 16. Kulturtages hat Vorsitzende Marina Jalowaja an die Anfänge der jüdischen Gemeinde vor 15 Jahren erinnert. „Damals ist für uns ein Traum in Erfüllung gegangen“, betonte sie. 59 Mitglieder seien sie bei der Gründung 2002 gewesen, mittlerweile habe sich die Zahl verdoppelt.

Dies sei ein Ausdruck eines neuen jüdischen Selbstbewusstseins. Neben zahlreichen Mitgliedern waren der Einladung auch zahlreiche Gäste in die Wandelhalle gefolgt. „Wir möchten ein Gefühl von Willkommen und Freundschaft verbreiten“, empfing Jalowaja gemeinsam mit ihrer Stellvertreterin Ludmilla Nekrasova die Besucher. Dem gemütlichen Beisammensein, das von Gesprächen bei koscherem Essen vom langen Büfett geprägt war, fehlte es jedoch nicht an kritischen Tönen gegenüber den rechtsextremen Tendenzen, die in Deutschland zu spüren sind. Pastor Lutz Gräber von der Schaumburg-Lippischen Landeskirche erinnerte daran, wie wichtig es ist, dass in solchen Zeiten alle Religionen zusammenhalten: „Wir stehen an Ihrer Seite.“

Keinen Millimeter nach rechts

Er habe ja immer gehofft, dass das jüdische Leben in Deutschland per se einmal so zur Normalität werden würden, wie die Kulturtage in Bad Nenndorf, sagte Friedrich Varwig, stellvertretender Samtgemeindebürgermeister. „Das hat sich leider nicht bewahrheitet. Inzwischen werden Juden auf offener Straße angegriffen, wenn sie als solche zu erkennen sind“, so Varwig. Auch wenn dies in Bad Nenndorf kein Problem sei, seien solche Zusammenkünfte wichtig, um etwas übereinander zu lernen.

Damit lerne man gleichzeitig auch viel über sich selbst, griff Pastor Justus Conring vom Kirchenkreis Grafschaft Schaumburg den Faden wieder auf. „Juden, Christen und Muslime teilen eine kulturelle Grundlage, wir teilen die gleichen Geschichten.“ Viel Applaus erhielt Dietmar Buchholz vom Bündnis Bad Nenndorf ist bunt, der davor warnte, sich entspannt zurückzulehnen, nur weil Neonazis nicht mehr offen durch die Stadt marschierten. An die AfD richtete er die Worte: „Dies ist nicht Euer Land, wir bewegen uns keinen Millimeter nach rechts.“ col

Bericht aus den Schaumburger Nachrichten vom 09.09.2019