Autor:Guido Scholl
Ihr Tun haben Mitglieder der rechtsradikalen Gruppe „Der III. Weg“ im Internet dokumentiert.
Demnach kamen die Neonazis in der vergangenen Woche nach Bad Nenndorf, um einerseits der Dichterin Agnes Miegel zu huldigen, aber auch um am Winckler-Bad eine Gedenkminute abzuhalten. Einen Link, der den Besuch in Wort und Bild wiedergibt, verbreitete die rechte Gruppe in den sozialen Netzwerken.
Darauf sind einzelne mutmaßliche Mitglieder des „III. Wegs“ zu sehen, wie sie Windlichter an unterschiedlichen Stellen ablegen: Am Miegel-Denkmal, das mittlerweile am ehemaligen Wohnhaus der 1964 verstorbenen Dichterin steht, am Miegel-Grab und am Winckler-Bad. Die Schriftstellerin ehrten die nächtlichen Besucher als „Mutter Ostpreußens“, die aus ihrer Heimat vertrieben wurde. Das Winckler-Bad setzten sie in Kontext zu den einstigen Folterungen im Namen alliierter Streitkräfte.
Solche Gastspiele in aller Heimlichkeit sind seit 2006, nachdem die Folterungen im ehemaligen „verbotenen Dorf“ bekannt geworden waren, nicht mehr neu für Beobachter der Szene, wie DGB-Sekretär Steffen Holz erklärte. Ob der „III. Weg“ zum Spektrum gehört, das zuletzt an den Naziaufmärschen in Bad Nenndorf teilnahm, sei unklar. Die Gruppe existiert seit 2013.
Holz verortet sie allerdings im Sektor rechts der NPD. Einen starken Stützpunkt habe der „III. Weg“ in Thüringen, von wo bis 2015 viele Nazis zu den Bad Nenndorfer Aufmärschen reisten. Ein weiterer Stützpunkt mit Kontakten nach Schaumburg befinde sich im Bereich Wewelsburg/Extertal. Stadtdirektor Mike Schmidt findet die Aktion unschön, will ihr aber keine Bedeutung beimessen. Am Sieg über das Anti-Aufmarsch-Bündnis ändere das nichts. Auch sei an der Sinnhaftigkeit, das Miegel-Denkmal aus dem Kurpark zu entfernen, nicht erneut zu rütteln.
Der Staatsschutz will laut Pressestelle die Bilder auswerten und versuchen, die Identitäten der abgebildeten Personen zu ermitteln. Weitere Schritte sind nicht geplant. Um einen Fall von Hausfriedensbruch handelt es sich ohnehin nur bedingt, wie aus einer Stellungnahme der Agnes-Miegel-Gesellschaft hervorgeht.
Dieser sei von dem Besuch zwar „nichts bekannt“. Doch ein Sprecher erklärte zu dem Vorfall: „Grundsätzlich ist es so, dass alle Bürger das Agnes-Miegel-Denkmal jederzeit anschauen dürfen.“ Ausgenommen seien Radikale, die das Denkmal beschädigen und verunstalten oder für ihre demokratiefeindlichen Zwecke missbrauchen wollen.
Der III. Weg wird nicht explizit erwähnt, an deren Radikalität und Demokratiefeindlichkeit besteht indes kein Zweifel. Die Frage, ob aufgrund des dokumentierten Besuchs der Rechtsradikalen Schritte eingeleitet werden, ließ die Miegel-Gesellschaft unbeantwortet.
Bericht aus der www.szlz.de vom 21.09.2016 – Autor: Guido Scholl