Zug der Erinnerung am 9.11.23 in Bad Nenndorf
Der Einladung von „Bad Nenndorf ist bunt“ zum Gedenken an die faschistischen Novemberpogrome von 1938 folgten am 9. November 2023 ca. 130 Menschen. Der Zug der Erinnerung begann um 17 Uhr in der Hauptstraße 27, an den Stolpersteinen für Jeanette Apolant und Franziska Kahn, mit musikalischen Beiträgen von Schülerinnen der CJD-Schule. Nach einleitenden Worten von Jürgen Uebel (BNib) trugen Schüler*innen des Gymnasiums Bad Nenndorf Auszüge aus den Biographien der beiden aus Bad Nenndorf vertriebenen und 1942 im KZ Theresienstadt ermordeten jüdischgläubigen Schwestern vor. Dr. Sebastian Sievers verlas für die evangelische Kirchengemeinde ein Gebet, bevor Ludmilla Nekrassova für die Jüdische Gemeinde Schaumburg das Kaddisch sprach.
Danach setzte sich der Zug der Erinnerung in Bewegung durch die Fußgängerzone zur Hauptstraße 14, wo Dr. Ernst Blumenberg lebte und arbeitete, bis er 1937 verhaftet und anschließend ins Zuchthaus Hameln verbracht wurde. Nach seiner Entlassung von dort im Jahre 1939 gelang ihm die Flucht nach Shanghai und anschließend in die USA, wo er 1973 verstarb.
GBN-Schüler*innen trugen auch hier zu seiner Biographie vor, und Samtgemeindebürgermeister Mike Schmidt hielt eine Rede, in der er den aktuellen Bezug zum Terrorangriff der Hamas in Israel vom 7. Oktober diesen Jahres und dem darauf folgenden Anstieg antisemitischer Straftaten in Deutschland herstellte. Frau Thiemann von der Katholischen Kirchengemeinde trug ein Gebet vor und Frau Nekrassova das Kaddisch. Weiter ging es dann zur Parkstraße 8, der ehemaligen Pension Adler, in der Franziska und Alfred Jacobsohn, Frieda Weitzenkorn und Kurt Hirsch bis 1937 lebten. Auch sie wurden gewaltsam aus Bad Nenndorf vertrieben und starben im KZ Auschwitz. Vor dem Haus verlegte Stolpersteine erinnern an sie. Nachdem aus ihren Biographien berichtet wurde, sprach Jannik Haschke von der IGS Rodenberg zu Antisemitismus früher und heute. Ein Gebet und das Kaddisch beendeten den Aufenthalt in der Parkstraße, und es ging zurück zum Dr.-Ernst-Blumenberg-Platz. Dort musizierte zunächst ein Bläserensemble des Gymnasiums Bad Nenndorf, bevor der stellvertretende Bürgermeister der Stadt Bad Nenndorf, Dietmar Buchholz, sowie Frau Nekrassova von der Jüdischen Gemeinde sprachen. Jürgen Uebel (BNib) dankte allen Teilnehmenden und beendete die Gedenkveranstaltung gegen 18.30 Uhr. Anschließend versammelte man sich noch zum stillen Gedenken am Mahnmal für die im Faschismus getöteten Jüdinnen und Juden in der Kurhausstraße.